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Träume und Wirklichkeit22. Nov 2019 |
Zeit für eine weitere Geschichte: Salome wurde gerade 40 Jahre alt. Sie arbeitete als Aushilfskraft im Büro eines hiesigen Möbelfachgeschäfts. Kinder hatte sie keine. Sie war nie verheiratet und lebte alleine. Das war ihr Leben; ein Leben, mit dem sie nicht glücklich war. Nach der Schule begann sie ein Studium zur Grundschullehrerin. Die ersten zwei Semester liefen hervorragend. Sie war glücklich. Sie wusste, das ist der richtige Job für sie. Doch dann stellte sich ihr Leben auf den Kopf. Ihre Eltern erlitten einen schweren Unfall. Die Versicherungen griffen nicht, und so stand Salome 2 Monate später alleine mit pflegebedürftigen Eltern da. Hilfe hat sie mit dem wenigen Geld, das sie zur Verfügung hatte, nicht bekommen. Um an etwas Geld zu kommen, arbeitete sie als Kellnerin in einem Restaurant. Das Trinkgeld war gut, doch es war nicht genug. Ihr Studium musste sie abbrechen, um sich um ihre Eltern kümmern zu können. Ihr Traum von der Arbeit mit Kindern platzte. Umso mehr freute sie sich darauf eines Tages eigene Kinder zu haben. Salome hatte schon immer eine Vorliebe für Sprachen. Sie liebt es, sich in den unterschiedlichsten Sprachen zu unterhalten. Als sie in die Oberstufe ihres Gymnasiums kam, meldete sie sich für einen Portugiesisch-Kurs. Doch unter den fast 200 Mitschülern war sie die einzige, die sich dafür interessierte. Der Kurs kam nie zustande und so wurde sie dem Wirtschafts-Kurs zugeteilt. Der nächste Traum platzte. Als ihre Eltern einige Jahre nach dem Unfall starben, hatte Salome sehr gemischte Gefühle. Sie trauerte, doch war glücklich und froh, dass ihre Eltern nicht mehr litten. Die Zeit, die sie in die Pflege investierte, konnte sie nun auch anderweitig nutzen. Und so wagte sie sich mehr unter Menschen, und baute neue Beziehungen auf. Sie lernte einen Mann kennen. Er war sportlich, gebildet und hatte das Herz am rechten Fleck. Sie wusste sofort, dass er der Richtige ist. Mit ihm wollte sie eine Familie gründen und alt werden. Doch nach 3 Jahren, als sie glücklicher kaum hätte sein können, ging er fort. Verabschiedet hat er sich nie. Und so ging Salome verbittert aus der Beziehung. Sie brauchte eine neue Umgebung. Sie zog um und suchte sich einen neuen Job. Sie bekam einen und bearbeitete seit dem als Büroangestellte den anfallenden Papierkram eines Möbelfachgeschäfts. Salome war unglücklich und hat jede Hoffnung verloren, jemals einen ihrer Träume wahr werden zu lassen. Einige Jahre sind ins Land gegangen. Heute ist Salome in Brasilien zu Hause. Ein alter Kollege und guter Freund aus ihren Kellner Tagen hatte Kontakte zu einer Hilfsorganisation, die dort in den armen Regionen mit Menschen arbeitet. Menschen, die kein zu Hause mehr haben. Darunter viele Kinder, viele Kranke. Sie haben jemanden für die Buchhaltung gesucht; mit Herz und Erfahrung.
Sie wurde zu einem Gespräch eingeladen und sofort eingestellt. In ihrer Arbeit sieht sie heute ihre Familie. Sie ist umgeben von Kindern, die sie liebt, als wären es ihre. Sie arbeitet mit brasilianischen Menschen, kommt mit ihnen in unglaubliche Gespräche; in deren Sprache. Und ihr Wissen, ihre Erfahrung, das sie in all den Jahren angesammelt hat, kann sie hier nutzen. Heute macht ihr Leben Sinn; ihr gesamtes Leben. |